The Great Morass & Upper Morass (Jamaica Wetlands)
Artenvielfalt und Endemik im größten Naturreservat (Sumpf- / Feuchtgebiet) der Karibik
Franz Penn / Falk Hummel ( aquascape.guru.de )
«Welcome to Jamaica» – genauer gesagt in der Gemeinde St. Elizabeth mit der Hauptstadt Black River, das Mündungsgebiet des gleichnamigen Flusses und zugleich die Hauptwasserader des größten Naturreservats der Insel bzw. der gesamten Karibik. Die sogenannten «Wetlands» setzen sich aus zwei Gebieten zusammen, dem Upper Morass und dem Lower Morass, auch bekannt unter dem Namen «The Great Morass», aber nicht zu verwechseln mit dem «Great Morass – Negril» (Westmoorland). Zusammengefasst ergibt sich eine Fläche von über 14000 Hektar geprägt von purer Vegetation. In Sachen Flora und Fauna konnte sich in diesem Feuchtgebiet eine unzählige Artenvielfalt entwickeln, aber auch der Erhalt von endemisch lebenden Arten konnten sich hier besonders durchsetzen.
Ausgangspunkt des Ganzen ist, wie oben beschrieben, der Black River. Mit knapp 55 km Länge ist er nach dem Rio Minho der zweitlängste Fluss Jamaika´s – aber wohl der bedeutenste. Nachdem er sein Quellgebiet im Cockpit Country (Trewlany) als unterirdischer Bach verlassen hat, taucht er südlich der Stadt Maggotty in das Upper Morass ein, hier wird er unter anderem vom Wasser des Smith River´s gespeist. Urwaldähnliche Wälder und dichtes Schilf dominieren hier neben der weitläufigen Flusslandschaft. Im Wasser selbst findet man zahlreiche Flussbarscharten. An oberster Stelle den Mosambik-Buntbarsch (Oreochromis mossambicus) welcher früher zur Bekämpfung der Überfischung des Künstengebietes von Jamaika´s eingesetzt wurde. Lokal ist er als «African perch» oder besser als «Jesus-Fish» bekannt, abgeleitet von der «wundervollen» Fischvermehrung und als Anspielung an seine schnelle Fortpflanzung im Black River.
Es geht weiter in Richtung Südwesten, hier fließt der «Schwarze Fluss» sozusagen in die Savannah-Ebene, durch das Lower Morass / Great Morass bis hin zum Mündungsgebiet am Meer. Größte Nebenflüsse sind hier der Y.S. River und der Broad River. Ausschlaggebend für die Bezeichnung des Black River ist sein Flussbett.Hervorgerufen von den abgestorbenen, zersetzten Pflanzen und Blättern wirkt dies auf Grund des ammoniakhaltigen, schlammigen Grundes vor allem in der meist sehr dicht bewachsenen Umgebung braun bishin zu tiefschwarz. Wobei das Wasser selbst glasklar, sogar leicht türkis erscheint. Jedoch ist anzumerken, dass es sich hier um kein reines Süßwasser, sondern um Brackwasser handelt. Trotz ergiebiger und häufiger Regenfälle reicht das nachfließende Süßwasser der «Grünen Insel» nicht aus, um der Kraft des Meerwassers standzuhalten, was zu einer Vermischung des Wassers im Lower Morass führt.
Dank dieser Begebenheit konnte sich hier ein ganz besonderes Ökosystem entwickeln. Es besteht aus Brackwasserlagunen, Kalksteininseln, Gezeitensümpfen, Watt- und Torfflächen. Pflanzen und Tiere konnten hier ohne großen Einfluss des Menschen prächtig gedeihen, was auch dazu geführt hat, dass man hier viele endemische Arten vorfindet. Aus der Pflanzenwelt sind es vorallem die aus der Paranuss-Familie stammende Anchovy-Birne (Grias cauliflora), die Jamaikanische Königspalme (Roystonea princeps), die Jamaikanische Stroh- oder Palmettopalme (Sabal jamaicensis) sowie der Breiapfelbaum (Manilkara sideroxylon). Das Landschaftsbild wird ebenso von riesigen Beständen der Roten Mangrove (Rhizophora mangle) geprägt.
Dies ist eigentlich der wahre Grund, was die Wetlands so bekannt und beliebt macht – die Tierwelt in und um die Mangroven. Mit den riesigen dichtgewachsenen Stelz- und Luftwurzeln bieten sie vor allem für Wasservögel eine wichtige Brutstätte. Neben Silber- und Graureiher (Ardeidae-Familie) findet man sogar Flamingos oder den Braunpelikan (Pelecanus occidentalis) vor, welche hier ihre Nester bauen. Selbst den Jamaika-Kolibri (Trochilus polytmus, Rotschnabel-Jamaikasylphe) oder Wimpelschwanz genannt kann man hier in aller Ruhe bei der Nektarsuche beobachten.
Von hoch oben nun nach ganz unten. Ebenso die Fischwelt verzeichnet hier eine enorme Artenvielfalt. Die wohl bekanntesten Species im Black River sind der Red Snapper (Lutjanus campechanus), Snooks (Centropomus ensiferus, parallelus and pectinatus), Tarpune (Tarpon – Megalops atlanticus) und die Caranx (Jack Fish – Caranx lugubris). Zudem findet man viele Arten von Süß- und Brackwassergarnelen sowie Hummer und Krebse. Zur Fisch-Endemik zählen vor allem Killifischarten wie Limia melanogaster, Gambusia melapleura oder Cubanichthys pengelleyi.
Unscheinbar aber dennoch mit Vorsicht zu genießen ist der wohl bekannteste Bewohner am Black River. Vorzugsweise an Flussmündungen, Mangrovensümpfen und an der Grenze zwischen dem Süss- und dem Meerwasser fühlt sich das Spitzkrokodil (Crocodylus acutus) besonders heimisch. Auch bekannt als «American Crocdile» gehört es zur Familie der Echten Krokodile und zählt mit bis zu sieben Metern Länge zu den größten Krokodilarten der Erde. Bis heute leben schätzungsweise 35 ausgewachsene Exemplare im Great Morass, Tendenz dank integrierter Auffang- und Aufzuchtstation vor Ort steigend. Leider und trotz aller Bemühungen steht aber auch dieses jamaikanische Spitzkrokodil am Black River auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Reptilienarten. Ein Grund mehr, sich für den Erhalt dieser besonderen Wetlands am Black River einzusetzen.
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